Hannover (mm). Von der B-Juniorenmannschaft des SV06 Holzminden in die Damenmannschaft von Hannover 96 - diesen Weg ist Luisa Oerke im letzten Sommer gegangen. Bereits in der letzten Saison hatte sie sich mehr in Richtung Damenfußball orientiert und mit einem Hauptspielrecht für den FSV Gütersloh in der B-Juniorinnen Bundesliga gespielt. Wir haben gemeinsam mit dem Talent aus dem Weserbergland auf ihren Wechsel in die Landeshauptstadt geblickt. Zudem haben verrät sie uns, wie sie sich in der erneuten Coronapause fit hält und welche Ziele sie mit 96 verfolgt.

"Hallo Luisa, schön, dass du dich erneut unseren Fragen stellst. Wie geht’s dir?"

"Mir gehts eigentlich gut, nur der Ausgleich zur Schule fehlt eben. Durch Fußball konnte man abschalten und den Abistress vergessen. Ich vermisse einfach den Fußball, die Trainings, die Spiele und auch das Team. Ich hoffe, das dauert nicht so lange an."

"In der letzten Saison hast du noch für den FSV Gütersloh in der B-Juniorinnen Bundesliga und mit einem Zweitspielrecht für den SV06 Holzminden in der B-Junioren Landesliga gespielt. Wie kam der Kontakt nach Hannover zu Stande und warum hast du dich für den Wechsel zu 96 entschieden?"

"Den Kontakt habe ich erstmal aus Eigeninitiative gesucht, weil mir klar wurde, dass Gütersloh im Abijahr vom Aufwand her nicht zu schaffen ist. Für mindestens dreimal Training und ein Spiel wäre das einfach zu weit gewesen und ich hätte mich durch den enormen Stress, nicht auf den Sprung in die zweite Liga konzentrieren können. Mir war also klar, dass ich mir eine realisierbare Alternative suchen musste und da war mein Wunsch eigentlich klar, dass ich zu Hannover möchte. Ich habe die Mannschaft schon länger verfolgt. Ich hatte gehofft, dass es eine Option für den Schritt von Junioren/ Juniorinnen zu Damen ist, weil die Mannschaft zumindest annähernd hier in der Gegend auf einem sehr hohen Niveau spielt. Corona hat dann aber ein Probetraining unmöglich gemacht, wodurch die Trainer bis auf die Eindrücke aus vorherigen Testspielen gegen Hannover nicht die Möglichkeit hatten, mich wirklich spielen zu sehen. Umso glücklicher war ich, als sie mir trotzdem zugesichert haben, mich im Team haben zu wollen. Ich war mir sicher, eine Lösung gefunden zu haben, die die bestmögliche für meine Situation ist!"

"Wie hat dich die Mannschaft aufgenommen und wie lief die Vorbereitung? Auf welcher Position wirst du hauptsächlich eingesetzt?"

"Wir Neuzugänge, alle erst 16 oder 17, wurden super aufgenommen. Klar war es eine Umstellung, jetzt mit älteren zu spielen. Diese war aber eigentlich nicht besonders groß, da das Team selber enorm jung ist. Ein paar kannte ich auch schon von früher aus Stützpunkt und Auswahl, sodass man sich in der Mannschaft schnell gar nicht mehr neu gefühlt hat. Die Vorbereitung war wirklich gut, allein schon das erste Spiel, wo man gemerkt hat, dass alle wieder Bock haben, endlich wieder zusammen Fußball spielen zu dürfen. Wir haben wirklich super Leistungen gezeigt und sogar gegen Zweitligisten gewonnen, mit der Qualität hätte ich wirklich nicht gerechnet. Ich spiele bei 96 im offensiven Mittelfeld, ähnlich wie auch vorher bei Gütersloh und dort habe ich mich auch im Spiel wirklich schnell wohlgefühlt und konnte frei aufspielen. Das liegt auch daran, dass mir meine Trainer von Anfang ein enormes Vertrauen geschenkt haben, was mir Sicherheit und Selbstvertrauen gegeben hat. Alles in allem habe ich mich von Anfang an von allen Spielerinnen, dem Trainerteam und dem Staff drumherum super integriert gefühlt."

"In der Frauen Regionalliga Nord Staffel B habt ihr bisher vier Spiele bestritten und seid mit zehn Punkten vor Holstein Kiel Erster. Du bist in jedem Spiel zum Einsatz gekommen. Wie blickst du auf deine Hinrunde zurück?"

"Erstmal war die „Hinrunde“ viel zu kurz. Unsere Vorbereitung über fast drei Monate war viel länger als das, worauf man dann hingearbeitet hat. Mit unserer Tabellenspitze und unseren Leistungen in den Ligaspielen können wir aber zufrieden sein. Wir haben uns eine super Ausgangslage geschaffen, um in die Runde um den Aufstieg in die zweite Liga einzuziehen. Umso ärgerlicher ist es aber, dass Corona genau jetzt den Spielbetrieb verhindert hat, wo wir nur noch einen Sieg gebaucht hätten, um das sicher zu machen. Ich selber finde es besonders schade, weil ich am Anfang der Hinrunde bzw. genau am Ende der Vorbereitung, also genau zum falschen Zeitpunkt, mit einer Bänderüberdehnung zu kämpfen hatte und gerade quasi erst wieder richtig drin war. Dass ich trotzdem so viel Spielzeit bekommen habe, freut mich dadurch natürlich besonders bei einem Kader, der zwar nicht so groß ist, aber bei dem jeder den Anspruch hat zu spielen."

"Welche Unterschiede konntest du zwischen dem Jugend- bzw. Juniorinnenfußball und dem Frauenfußball feststellen?"

"Die hohe Schnelligkeit und die technische Qualität war ich durch das hohe Niveau der Bundesliga und natürlich durch die Jungs schon gewohnt. Was nochmal krasser war, war die Körperlichkeit, was man als mit die Jüngste bei den Damen schon gemerkt hat. Was ich aber noch auffälliger außerhalb des Platzes fand, ist die Tatsache, dass die Spielerinnen viel selbständiger und auch disziplinierter sind."

"Auch dich trifft das erneute Trainings- und Spielverbot. Wie hälst du dich fit? Hast du von deinen Trainern einen Trainingsplan bekommen?"

"Ich gehe laufen und mache ein Athletikprogramm, auf Dauer wünscht man sich da schon, einfach wieder auf dem Platz stehen zu dürfen und wirklich Fußball zu spielen. Der Schwerpunkt, den wir von Hannover bekommen haben, ist das Dehnen, also haben wir zusätzlich von unserer Physio ein Dehnprogramm bekommen, durch das wir auch Fortschritte erzielen sollen. Das einzig Gute, was die Situation vielleicht hat, ist, dass ich jetzt Zeit habe, um ausgiebig meine Fußgelenke zu stabilisieren, um weiteren Ausfällen vorzubeugen."

"In welchem Modus geht’s im neuen Jahr in der Frauen-Regionalliga weiter und welches Saisonziel habt ihr ausgegeben?"

"Ich denke, wir werden uns alle freuen, wenn es endlich weitergeht. Hoffentlich bald! Dementsprechend werden alle wieder mit Freude aufspielen. Man muss sich ja dann quasi auch wieder neu beweisen und wir müssen uns wieder neu fokussieren. Das Ziel, was wir uns am Anfang gesetzt haben, war erstmal, die Aufstiegsrunde zu erreichen. Natürlich wollen wir dort dann auch oben um den Aufstieg mitspielen. Die Mannschaft hat auf jeden Fall das Potential dazu, auch wenn sie sehr jung ist. Dann liegt’s nur noch daran, ob wir das auf den Platz bringen."

"Bei deinem Wechsel hieß es, dass du weiterhin einmal die Woche in Holzminden bei der A-Jugendmannschaft mittrainieren würdest. Ist das so und wie oft trainierst du in Hannover?"

"Richtig. Ich probiere, die Montagseinheit auch diese Saison noch bei Holzminden mitzunehmen, wenn möglich, weil einem das Training mit den Jungs eben doch enorm fordert und auch weiterbringt. Das kann nur ein Vorteil sein. Dazu trainiere ich zweimal die Woche in Hannover, wo ich eben auch der ganze Tag weg bin. Ich fahre um 17 Uhr zuhause los und bin frühestens um 22:30 wieder zuhause. Aber mein Trainierteam hat sich dort eben sehr kompromissbereit gezeigt, wodurch ich denke, dass der Kompromiss mit zweimal 96-Training und zusätzlich Training bei den Jungs perfekt für die Distanz ist."

"Abschließend noch einen Blick auf die A-Jugendmannschaft von Holzminden. Die Mannschaft von Sören Eilers konnte aus ihren vier Saisonspielen acht Punkte holen und ist noch ungeschlagen. Traust du der Mannschaft den Aufstieg in die Landesliga zu?"

"Auch die A-Jugend hat sicherlich das Potential aufzusteigen. Es ist eine ähnliche Mannschaft, wie die vor zwei Jahren, wo wir auch kurz vor dem Aufstieg standen. Jedoch kenne ich die Gegner nicht alle, aber denke trotzdem, dass sie bei guter konstanter Leistung in den Spielen und der nötigen Einstellung bestimmt einer sehr gute Chance haben werden."

"Luisa, vielen Dank für das Interview. Wir werden dich weiterhin verfolgen und drücken dir die Daumen."

Fotos: Hannover 96