Holzminden (haa). Er war ein polarisierender Spieler, erlebte seine Höhepunkte beim deutschen Rekordmeister FC Bayern München und teilt heutzutage seine Meinung als TV-Experte zum aktuellen Fußballgeschehen. Mit der Fernsehsendung Doppelpass und dem Sport1 Moderator Thomas Helmer geht der ehemalige Profi-Fußballer Mario Basler nun deutschlandweit auf Tour, mit Halt in Holzminden: Am 3. Februar können sich alle Fußballbegeisterten auf die zum Teil harten, aber ehrlichen Aussagen von Basler freuen. Einige von ihnen gab der Ex-Profi unserer Mitarbeiterin Sophia Haasper in einem Interview vorab.
Seine Karriere begann 1987 beim 1. FC Kaiserslautern, dessen Manager Reiner Greye jedoch nicht der größte Fan des damals 19-jährigen war. Nachdem es für den Mittelfeldspieler bei seinem Herzensverein nicht weiter ging, wechselte er zu Rot-Weiß Essen und erkämpfte sich einen Stammplatz in der 2. Bundesliga. Er lief verschiedene Stationen in seiner Laufbahn ab, von Hertha BSC zu Werder Bremen, von da aus zum FC Bayern München im Jahr 1996. Mit den Bayern wurde er drei Mal Deutscher Meister und einmal DFB-Pokalsieger. Zusätzlich zum Bundesliga Erfolg, lud der Ex-Bundestrainer Berti Vogt den Spieler zur Nationalmannschaft ein. Im März 1994 gab er sein Länderspieldebüt gegen Italien, im März 1998 endete seine Karriere im DFB-Trikot nach 30 bestrittenen Länderspielen.
Nach seiner Zeit in München kehrte Basler noch einmal zurück nach Kaiserslautern. Dort, wo der Anfang schwer war, sollte es dieses Mal mit einer Menge neuer Erfahrungen besser funktionieren. Er beendete 2004 seine aktive Zeit als Spieler bei dem Verein Al-Rayyan in Katar und begann danach mit seiner Trainer Laufbahn bei Jahn Regensburg. 2012 endete auch diese, als er bei Rot-Weiß Oberhausen seinen Posten niederlag.
Der Mittelfeldspieler absolvierte insgesamt 390 Einsätze in der Bundesliga und 23 Spiele mit Werder Bremen und Bayern München in der Champions League. Heutzutage tritt der 56-jährige mit seiner Fußball-Expertise in diversen Talk-Shows auf, immer mit einem frechen und kontroversen Spruch auf den Lippen. Er polarisiert – sowohl auf dem Platz als auch neben dem Platz.
Redaktion: "Vom Hilton Hotel München auf die kleinen Bühnen Deutschlands: Wie sehr freuen Sie sich auf die Doppelpass-Tour und was erwarten Sie sich davon?"
Basler: "Ach, das sind immer entspannte Termine mit Doppelpass-on-Tour. Eigentlich haben wir immer ein tolles Publikum, die mitgehen und dann macht es einfach Spaß über Fußball und über die ein oder andere Anekdote zu sprechen."
Redaktion: "Waren Sie schon einmal in Holzminden oder kannten Sie die Stadt im Vornerein?"
Basler: "Ich bin schon viel in Deutschland herumgekommen, auch mit meinem eigenen Bühnenprogramm. Da fällt es schwer, sich immer an alle Orte zu erinnern. Meistens ist man am Abend oder am Morgen danach schon wieder in der nächsten Stadt. Aber ich lass mich überraschen, sind bestimmt eine Menge netter Leute da."
Redaktion: "Die Fans interessieren sich immer noch sehr für Ihre Meinung und Einschätzungen zum Fußball. Warum glauben Sie, dass Ihre Sichtweise so viel Aufmerksamkeit erhält?"
Basler: "Das ist doch logisch. Weil ich Klartext rede und das sage, was andere nur denken, aber nicht aussprechen zu wagen. Muss ja nicht jeder meiner Meinung sein. Aber manchmal tut halt die Wahrheit weh (schmunzelt)."
Redaktion: "Fehlt es Ihrer Meinung nach an Ehrlichkeit in der heutigen Fußballwelt?"
Basler: "Weiß ich nicht ... wie schon gesagt, kaum einer will mit seiner Meinung anecken, das ist in der heutigen Zeit mit Social Media sicher auch gefährlicher wie früher, da verbreitet sich jede Aussage in rasender Geschwindigkeit. Aber ob die Ehrlichkeit in der heutigen Zeit im Gegensatz zu früher anders ist, da habe ich meine Zweifel.“
Redaktion: "Sie haben einmal gesagt, dass die heutigen Spieler „Weicheier“ wären. Was glauben Sie, hat sich im Vergleich zu Ihrer aktiven Zeit im Profi-Fußball verändert?"
Basler: "Die Schauspielerei auf dem Rasen z.B. bei Fouls ... das stört mich schon sehr, da waren wir früher härter (lacht). Die jungen Spieler heutzutage bekommen schon sehr viel abgenommen. Das fängt schon im NLZ an. Da mussten wir früher viel mehr Entscheidungen selbst treffen. Heute bekommen die Spieler genaue taktische Vorgaben, die sie einhalten müssen, das war früher definitiv anders."
Redaktion: "Welche Eigenschaften müssen Spieler Ihrer Meinung nach mitbringen, um in der heutigen Profi-Welt erfolgreich zu sein?"
Basler: "Heute musst du laufen können, viel laufen ... man hat manchmal den Eindruck, das ist wichtiger als „das Fußballspielen“. Da bin ich froh, dass das bei uns noch anders war."
Redaktion: "In Ihrer aktiven Zeit wurden Sie, vor allem in Dortmund, bei Auswärtsspielen oft ausgepfiffen. Sie haben jedoch gesagt, dass Sie das nicht gestört, sondern eher motiviert hat. Woher kam dieses "dicke Fell"?"
Basler: "Warum soll ich mir in die Hose machen, nur weil die Leute gepfiffen haben. Ich war da tatsächlich immer grundentspannt. Die Stimmung auf den Rängen, das gehört doch dazu. Fußball wird doch nicht im Theater gespielt. Wer damit Probleme hat, hat im Fußball nichts zu suchen."
Redaktion: "Sie sind eine sehr polarisierende Persönlichkeit. Sehen Sie das als Teil Ihres Erfolgsrezepts?"
Basler: "Ich weiß nicht. Wie schon gesagt, ich sage, was ich denke und das machen wahrscheinlich nicht so viele. Und das gefällt den Leuten. Ich vermisse den „Klartext“ bei vielen Interviews. Dass das mein Erfolgsrezept ist, darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht."
Redaktion: "Wenn Sie sich Ihre ideale Mannschaft zusammenstellen könnten, welche Spieler dürften in Ihrem Team auf keinen Fall fehlen?"
Basler: "Wenn die Frage auf die deutsche Nationalmannschaft abzielt, dann dürfen natürlich Musiala und Wirtz definitiv nicht fehlen. Aber auch Kimmich - obwohl ich ihn auch schon öfters kritisiert habe, ist eigentlich kaum zu ersetzen. Chris Führich vom VFB und Jonathan Tah gefallen mir auch sehr gut und sind bei mir in der Nationalmannschaft gesetzt."
Redaktion: "In Ihrer Biografie schreiben Sie ganz am Ende: „Mal war ich ganz oben, mal ganz unten. Aber ich war immer ganz nah bei mir selbst.“ Wie haben Sie es geschafft, in all den Höhen und Tiefen Ihrer Karriere bei sich selbst zu bleiben? Welche Ratschläge würden Sie jungen Spielern von heute geben?"
Basler: "Wenn man immer das sagt, was man denkt und auch so handelt, dann bleibt man auch bei sich selbst. Man darf nicht immer darüber nachdenken, wie andere einen beurteilen könnten. Das führt einem in die Irre. Natürlich muss man sich als junger Spieler auf die eigene Karriere fokussieren, aber man darf auch den Spaß nicht vergessen. Also ab und zu mal ein Bierchen trinken und mit ein paar Kumpels ausgehen schadet bestimmt nicht. Ohne eine gewisse Lockerheit wird es schwierig!"
Redaktion: "Ihr ehemaliger Trainer bei Rot-Weiß Essen, Jürgen Röber, sagte einmal über Sie: „Der wird entweder Weltklasse oder landet in der Gosse.“ Wie viel Glück braucht ein Spieler, um langfristig im Profifußball zu bestehen, und wie wichtig ist es, dass jemand an einen glaubt? Wie war es bei Ihnen?"
Basler: "Ich denke, eine gewisse Qualität setzt sich schon durch. Aber natürlich braucht es meistens jemand, der einen jungen Spieler fördert. Und man muss Glück haben, um möglichst verletzungsfrei zu bleiben. Nicht jeder ist so begnadet wie ein Wirtz oder Musiala."
Redaktion: "Was war für Sie persönlich das Highlight Ihrer Karriere?"
Basler: "Die erste Deutsche Meisterschaft war etwas Besonderes und natürlich das Champions League-Finale in Barcelona ... auch wenn wir es so spektakulär verloren haben."
Redaktion: "Was machen Sie gerne in Ihrer Freizeit außer Fußball schauen und über Fußball zu reden? Gibt es etwas, das Sie zur Ruhe bringt?"
Basler: "Da ich wirklich viel unterwegs bin, freue ich mich immer einen Abend ganz entspannt auf dem Sofa zu verbringen. Gibt es etwas, das mich zur Ruhe bringt? Nein, eigentlich nicht!"
Redaktion: "Wenn wir einen Blick auf die Bundesliga werfen: Glauben Sie, dass Bayer Leverkusen den Bayern noch gefährlich werden kann?"
Basler: "Nach den anfänglichen Schwierigkeiten haben sich die Leverkusener ja wieder gefangen und spielen wieder den erfolgreichen Fußball der letzten Saison. Aber ich bin überzeugt, dass die Bayern dieses Jahr wieder Meister werden."
Redaktion: "Welcher Verein begeistert Sie diese Saison am meisten und welcher Verein enttäuscht Sie?"
Basler: "Eintracht Frankfurt! Die spielen einen tollen Fußball. Mal sehen, wie sie den Abgang von Omar Marmoush wegstecken. Die Leistungen und der Tabellenstand von Borussia Dortmund in der Fußball-Bundesliga sind natürlich extrem enttäuschend. Das kann nicht der Anspruch einer vermeintlichen Spitzenmannschaft sein. Ich bin gespannt, wie es nach der Trainerentlassung weitergeht."
Die Doppelpass-Live-Ausgabe findet am 3. Februar in der Stadthalle Holzminden statt. Um 20 Uhr starten Basler und Helmer mit ihrer Reise durch die Fußball-Historie. Mit in der Runde sind der Trainer des SC Paderborn 07, Lukas Kwasniok, der Ex-Profi Michael Schulz und der Sportkommentator Oliver Forster. Die Zuschauer dürfen sich dabei auf eine Reihe amüsanter Anekdoten und eine interaktive Bühnenshow mit hitzigen Diskussionen über das Fußballgeschehen freuen. Die Zuschauer sind eingeladen, auch ihre eigene Meinung zu äußern. Einlass ist um 19 Uhr.
Tickets sind unter folgendem Link erhältlich: https://partner.printyourticket.de/Veranstaltung/spro/spst/Doppelpass-Holzminden-349282.html
Foto: Sportmanufaktur GmbH & Co. KG