Holzminden (r). Am gestrigen Reformationstag kam es im Holzmindener Liebigstadion zum Duell der Tabellenzweiten aus der Bezirksliga (SV 06 Holzminden) und der höheren Landesliga (1. JFC AEB Hildesheim). Bei sonnigem Herbstwetter erlebten die Zuschauer ein mitreißendes und hochklassiges Fußballspiel zweier ambitionierter Teams auf technisch und kämpferisch hohem Niveau. Am Ende konnte der Gastgeber als Außenseiter das Spiel glücklich aber verdient mit 2:1 für sich entscheiden und in die nächste Pokalrunde einziehen.
Trainer Sören Eilers hatte sein Team keinesfalls defensiv eingestellt, sondern startete nominell mit 3 Stürmern, um AEB bereits im Spielaufbau am eigenen Strafraum zu stören. Zunächst mußte die Mannschaft aber direkt nach Anstoß eine Schrecksekunde überstehen. Hildesheims Ino Jüttner dribbelte in den Strafraum und kam dort zu Fall, nachdem er von 3 Abwehrspielern in die Zange genommen wurde. Der gute Schiedsrichter Lukas Lage aus Hunzen verzichtete jedoch auf den durchaus möglichen Elfmeterpfiff. Dies entsprach insgesamt seiner großzügigen Spielführung, die dem Spiel sehr gut tat. Holzminden gelang es dann, mit enormem läuferischen Einsatz Hildesheim früh anzulaufen und durch kluges Verlagern die Spielräume eng zu machen. Hierdurch ergaben sich einige Torchancen, so durch Holzmindens 10er Lennard Ebert in der 7. Spielminute mit einem Fernschuß und durch Stürmer Alper Akdemir im Strafraum, beide Schüsse wurden aber geklärt.
Hildesheim hatte in der 15. Spielminute die erste Torgelegenheit durch einen satten Fernschuß, der jedoch aus einer Abseitsposition abgefälscht wurde. Fünf Minuten später setzte sich Akdemir auf der rechten Seite durch und flankte herrlich auf Jannik Denecke, dem aber freistehend ein paar Zentimeter fehlten, um den Ball einnicken zu können.
In der 25. Minute hatte dann AEB die bis dahin beste Torgelegenheit des Spiels. Nach einem unnötigen Foul in Höhe des Strafraums wurde der Freistoß scharf auf den Strafstoßpunkt geschlagen, den Kopfball sicherte sich aber Paul Grupe mit einer tollen Parade auf der Linie. Dies blieb die zweite und letzte Torchance der Domstädter in der ersten Halbzeit. Besonderen Anteil daran hatten insbesondere Luisa Oerke und Luisa Siebrecht auf der linken Seite, die Hildesheims starkes Mittelfeld immer wieder vom Ball trennten. Holzminden bestimmte jetzt das Spiel.
Nach guten Zuspielen von Kapitän Mats Lindner, Maurice Lowitzki und Paul Kösel hatte Stürmer Alper Akedemir drei weitere Torgelegenheiten, die aber alle entschärft wurden. In der 35. Minute paßte dann aber alles. Nach einer abgeblockten Ecke kam der Ball wieder zu Lennard Ebert, der vom Strafraumeck scharf auf den langen Pfosten flankte und Mats Lindner fand, der zum umjubelten 1:0-Führungstreffer der Kreisstädter einköpfte.
Nach der Halbzeit brachte Eilers frische Kräfte, da das Pressing enorm kräftezehrend war. Und AEB kam energisch aus der Kabine und drückte Holzminden an den eigenen Strafraum. In den ersten 5 Minuten kam Hildesheim immer wieder mit ihrem Mannschaftskapitän Kelian Mouliom über die rechte Seite durch und verursachte Schwerstarbeit in der Holzmindener Defensive, Marlon Djak und Kerim Sagir konnten mehrfach im letzten Moment klären und einen Gewaltschuß aus 18 Metern faustete erneut Paul Grupe aus dem Gefahrenbereich.
Holzminden kam nur durch Konterversuche zu Entlastungen, die Achse Lennard Ebert, Mats Lindner und Alper Akdemir verursachte dabei mehrfach Gefahr, leider durch wurden sie durch knappe Abseitsentscheidungen unterbunden. Etwa ab der 55. Spielminute war Holzminden dann auch wieder gleichwertig und das Spiel ging hin und her. Auf beiden Seiten wurden hervorragende Torchancen erarbeitet, die jeweils nur knapp ihr Ziel verfehlten. So beispielhaft in der 55. Minuten ein druckvoller Kopfball von Marlon Djak an das Quergebälk des Hildesheimer Tores. In der 70. Minute setzte sich dann Mats Lindner auf der linken Seite mit einer Energieleistung durch und paßte quer auf den freistehenden Akdemir, der überlegt ins lange Eck zum 2:0 einschob. Zwei Minuten später erzielte Paul Kösel per Kopf die vermeintliche Entscheidung zum 3:0, das Tor wurde aber wegen angeblichen Abseits aberkannt. Ausgleich für die Elfmetersituation zu Beginn des Spiels.
Holzminden versuchte jetzt, das Ergebnis über die Zeit zu retten und stellte jegliche Offensivbemühungen ein. Folgerichtig fiel in der 79. Minute der 2:1-Anschlußtreffer von Hildesheims Ginel Köhler mit einem satten Schuß aus spitzem Winkel. In der Nachspielzeit vergab Hildesheim dann noch freistehend einen Kopfball aus 5 Metern und einen Freistoß aus 20 Metern, den Paul Grupe entschärfen konnte. Nach 4 Minuten Nachspielzeit konnte dann endlich gejubelt werden.
Trainer Eilers konnte auf sein Team stolz sein, das technisch gleichwertig war und eine unglaubliche läuferische Leistung bot. Lediglich die letzten Minuten zeigten unter dem Druck des Hildesheimer Landesligisten Defizite in der Cleverness, was zu einiger unnötiger Aufregung für Holzmindens Anhänger führte.
Paul Grupe - Luisa Siebrecht (55. Henrik Finkmann), Marlon Djak, Kerim Sagir - Mats Lindner, Luisa Oerke (41. Tim Schönemann), Lennard Ebert, Maurice Lowitzki - Paul Kösel (80. Mir Tursun), Alper Akdemir, Jannik Denecke (41. Ayman Elwayss)
Fotos: Dogan Sagir