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Barsinghausen/Lenne (red). Zum zweiten Mal in der nunmehr 32-jährigen Wettbewerbsgeschichte dürfen sich gleich zwei Teams die Krone des niedersächsischen Fair Play-Champions aufsetzen. Denn der VGH- Fairness-Cup für die fairste Mannschaft der abgelaufenen Saison geht sowohl an den SV Marhorst (NFV-Kreis Diepholz) als auch an den TSV Lenne (NFV-Kreis Hildesheim- Holzminden).

Beide Kreisligisten erzielten einen Quotienten von 0,83. Während Marhorst in 30 Spielen 25 Gelbe Karten hinnehmen musste, quittierten Lenner Spieler in 24 Partien 20-mal den gelben Karton. Rote, Gelb-Rote Karten oder sonstige Vergehen blieben bei beiden Vereinen aus.

Bemerkenswert und gleichermaßen historisch: Lenne ist der erste Verein in der Wettbewerbsgeschichte, der sowohl mit seiner ersten als auch mit der zweiten Mannschaft den VGH Fairness-Cup gewonnen hat. Denn im Vorjahr hatte die unter dem Namen SG Lenne-Wangelnstedt II am Spielbetrieb teilnehmende Zweite den Sieg errungen.

Platz drei in der Gesamtwertung der Saison 2024/25 belegte der SV 06 Holzminden (0,92). Insgesamt wurden 955 Herrenteams vom VfL Wolfsburg in der Bundesliga bis einschließlich den Mannschaften in den derzeit bestehenden 38 niedersächsischen Kreisligen erfasst. In der Wertung werden Gelbe Karten mit je einem, Gelb-Rote Karten mit je drei und Rote Karten mit je fünf Strafpunkten geahndet. Zusätzlich schlagen Sportgerichtsurteile oder auch das Nichtantreten von Mannschaften mit zehn Zählern zu Buche. Seit dem Spieljahr 22/23 fließt auch das Fehlverhalten von Teamoffiziellen in die Wertung ein (Strafpunkte analog den Spielern). Die Summe der Strafpunkte geteilt durch die Anzahl der Saisonspiele ergibt den Fairness-Quotienten.

„Das war ein spannendes Hin und Her in den letzten Saisonspielen“, kommentiert Marhorsts (inzwischen ausgeschiedener) Trainer Walter Brinkmann das Meisterschaftsrennen um den VGH Fairness-Cup. Seitdem er erfahren hatte, dass sein Team in der Halbzeitwertung auf Platz vier lag, verfolgte er auf fussball.de die Kartenverteilung der möglichen Kontrahenten. Je näher das Saisonende kam, desto mehr wurde das Fairness-Ranking zum Thema. „Im April hatten wir ein paar Spiele ohne jegliche Verwarnung. Daraufhin haben wir uns gesagt: ‚Wir tun weiter alles, um ausreichend Punkte für den Klassenerhalt zu holen. Aber wir achten auch auf die Gelben Karten.“ Sie zu vermeiden, so schiebt er nach, sei aber nicht in jedem Spiel möglich gewesen.

Nachdem Halbzeitmeister MTV Wolfenbüttel II in der Rückserie aus den Top Ten fiel – waren es nach 16 Spielen zwölf Gelbe Karten gewesen, so sahen MTV-Spieler in den folgenden 14 Partien 24 mal Gelb und einmal Gelb-Rot – kristallisierte sich mehr und mehr der TSV Lenne als ärgster Widersacher heraus. „Drei Spiele vor Saisonende lagen wir vor Lenne, haben uns dann aber eine blöde Gelbe Karte eingefangen“, erinnert sich Brinkmann. Da seine Mannschaft auch im darauffolgenden Spiel eine Verwarnung kassierte, zog Lenne vor dem letzten Spieltag vorbei. „Die sind durch“, dachte sich Brinkmann in diesem Moment. Doch weil der Klub aus Holzminden beim Saisonabschluss gegen Dielmissen (4:0) nach 25 Minuten eine Gelbe Karte kassierte, während Marhorst einen Tag später gegen den TuS Kirchdorf (2:0) verwarnungsfrei blieb, beendeten beide Klubs das Fernduell um den VGH Fairness-Cup mit demselben Quotienten und damit gemeinsam auf Platz eins.

„Wir haben uns zum Ende unnötige Gelbe Karten eingefangen, Lenne aber auch. Beide Mannschaften haben eine sehr geringe Strafpunktquote erzielt und stehen zu Recht oben“, sagt Brinkmann. Sein Lenner Trainerkollege Björn Bettermann dürfte sich vor allem über jene Verwarnungen aus der Heimpartie am siebtletzten Spieltag gegen die SG Wesertal geärgert haben, als der TSV trotz einer komfortablen 4:0-Halbzeitführung nach dem Wechsel drei Gelbe Karten verursachte.

Ein wesentlicher Unterschied zwischen beiden Teams bestand darin, dass Lenne um die Meisterschaft und Marhorst gegen den Abstieg spielte. Dies macht das Marhorster Abschneiden für Walter Brinkmann noch wertvoller. „Fairnesssieger werden in der Regel ja Mannschaften, die oben stehen, viel Ballbesitz haben und in der Defensive weniger gefordert sind“, sagt der erfahrene Coach. „Wir dagegen sind eine Mannschaft, die eher gegen den Ball arbeitet und deshalb viel verteidigen muss. Ab April mussten wir im Abstiegskampf um jeden Punkt fighten. Von daher ist dieses Ergebnis für mich umso bemerkenswerter."

Dass seine Mannschaft trotz des Kampfes um den Klassenerhalt, der letzten Endes gelang, nur 25 Verwarnungen hinnehmen musste, führt er auf „mannschaftstaktische Dinge zurück, die dazu führen, dass man seltener in die Situation kommt, alles oder nichts spielen zu müssen.“ Konkret bedeutet dies: „Verschieben zur Ballseite und die Räume dicht machen. Dann gerätst du häufig erst gar nicht in die Verlegenheit, ein Foulspiel machen zu müssen.“ Als weitere Gründe sieht er „den wunderbarbaren Charakter der Mannschaft und natürlich eine gewisse Verhaltensdisziplin.“

Wie es sich anfühlt, den VGH Fairness-Cup in den Händen zu halten, wissen die meisten Spieler des TSV Lenne nur zu gut. Denn gleich neun Spieler waren im September des vergangenen Jahres dabei, als die zweite Mannschaft des Vereins in Barsinghausen als fairste Mannschaft Niedersachsens geehrt wurde.

Und eben diese neun Spieler waren in der abgelaufenen Saison die Garanten dafür, dass der TSV Lenne sowohl in der Kreisliga Holzminden als auch im VGH Fairness-Cup Platz eins belegte. Mats Niemeyer etwa, der Torwart. Oder Torjäger Tristan Schmidt, der in 24 Spielen 30-mal knipste. Und wahrscheinlich dürften die Spieler durch die Ehrungsveranstaltung im festlich geschmückten Saal Berlin des Sporthotel Fuchsbachtal „Blut geleckt“ haben, denn in der Vorsaison, an dessen Ende der Abstieg aus der Bezirksliga stand, belegte Lennes Erste mit einem Quotienten von 2,47 nur Platz 541.

Der Erfolg des TSV Lenne ist aber noch mit einem weiteren Namen verknüpft: Trainer Björn Bettermann. Seit 2019 betreute der ehemalige Lenner Spieler die erste und zweite Mannschaft des Vereins, die er auch gemeinsam zu den Trainingseinheiten bat. Der jetzige sofortige Wiederaufstieg ist bereits der dritte unter Bettermann, der sich auch durch zwei Abstiege nicht von seinem Weg abbringen ließ, der das Spielerische in den Vordergrund stellt und der den Verzicht auf Grätschen impliziert.

Neben der Kreisligameisterschaft holte Lenne auch den Kreispokal und feierte das erste Double der Vereinsgeschichte. Wenn man so will, macht der Gewinn des VGH Fairness-Cup die Spielzeit 2024/25 sogar zur Triple-Saison. Aus beruflichen Gründen hat Bettermann sein Amt im Sommer an Steffen Niemeyer weitergegeben, so dass Lenne und Marhorst eine weitere Gemeinsamkeit aufweisen: Beide Mannschaften haben in der bald startenden Saison 2025/26 einen neuen Trainer. Denn auch Walter Brinkmann verabschiedete sich mit dem Gewinn des VGH Fairness-Cup aus Marhorst. Den Verein hatte der 63-Jährige, der mit Unterbrechungen seit seinem 27. Lebensjahr als Trainer im Herrenbereich unterwegs ist und eigentlich mit diesem Kapitel schon abgeschlossen hatte, 2023 nur aufgrund der Nähe zu seinem Wohnort übernommen. Sein Nachfolger ist Uwe Küpker.

Als Gesamtsieger im VGH Fairness-Cup werden der TSV Lenne und der SV Marhorst mit einer festlichen Ehrung und einem Trainingslager im Sporthotel Fuchsbachtal belohnt. Der Gesamtdritte SV 06 Holzminden erhält einen Sportartikelgutschein im Wert von 1.500 Euro. Auch zahlreiche weitere Mannschaften werden nicht leer ausgehen. Denn die VGH- Versicherungen und die Öffentlichen Versicherungen aus Braunschweig und Oldenburg zeichnen zusätzlich zu den drei fairsten niedersächsischen Mannschaften auch in ihren Regionaldirektionen die jeweils drei fairsten Teams aus. Die insgesamt 39 Mannschaften erhalten Pokale und obendrein profitieren ihre Nachwuchsteams. Denn für die Plätze 1 bis 3 gibt es Sportausrüstungen im Wert von 1.000, 800 bzw. 500 Euro für den Nachwuchs.

Foto: red

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