Holzminden (mm). Bereits mit 17 Jahren ist Holzmindens Kevin Walter Kreisauswahltrainer des NFV Kreises Holzminden, womit er wohl der jüngste Kreisauswahltrainer in ganz Niedersachsen sein müsste. Wir haben uns mit Kevin Walter zu einem Interview getroffen und blicken gemeinsam auf seinen bisherigen sportlichen Werdegang. Zudem verrät er, wie er Jugendtrainer geworden ist und welche kurz- und langfristigen Ziele er als Trainer verfolgt.

Redaktion: "Kevin, wie bist du zum Fußball gekommen?"

Kevin: "Mit vier Jahren habe ich zu Hause im Garten gespielt. Als dann im Sommer die Weltmeisterschaft im TV kam, war es natürlich mein Traum einmal Profi zu werden. Mit sechs Jahren habe ich dann beim SV06 Holzminden im Verein angefangen und dort unter Uwe Schreiber gespielt."

Redaktion: "Hast du die ganze Zeit in Holzminden gespielt? Auf welche Erfolge kannst du zurückblicken und auf welcher Position bist du zu Hause?"

Kevin: "Ich habe bis zur D-Jugend in Holzminden gespielt, wo ich in der F- und E-Junioren jeweils einmal Hallenkreismeister geworden bin. In einer der beiden Altersklassen konnten wir sogar Vize-Hallenbezirksmeister werden. In der D-Jugend bin ich dann für zwei Jahre zum SV Höxter gegangen, wo ich auch einmal als Spieler in einem Spielbericht gelobt wurde. Dort wird ein anderer Fußball gespielt, was mir auch viel Spaß gemacht hat. Klar ist es schön Siege zu feiern und wenn man Fortschritte sieht, aber ich finde die Zeit mit der Mannschaft auch nach Niederlagen ist viel wichtiger. Danach bin ich dann zurück zum SV06 gegangen, wo ich bis auf eine kurze Zeit im Bezirk, ausschließlich auf Kreisebene gespielt habe. Ich bin in der Verteidigung zu Hause."

Redaktion: "Wie bist du Trainer geworden? Wen hast du bisher in Holzminden trainiert?"

Kevin: "Die Idee Trainer zu werden, hatte ich bereits früh. Mit fünf - sechs Jahren hat man mit Freunden ja schon gebolzt und wir hatten uns vorgenommen, wenn wir 12 Jahre alt sind, eine Mannschaft zu leiten. Es ist dann ein wenig anders gekommen. Mit 14 habe ich dann mit dem Trainieren der F-Jugend angefangen, mit der ich auch immer hochgegangen bin. Von den insgesamt 30 Kindern, die ich am Anfang hatte, sind in meiner aktuellen E1 noch zehn da und zwei Spieler sind neu dazugekommen, fünf meiner Spieler spielen in der Kreisauswahl. Mich haben in der Anfangszeit Benjamin Beineke und Alex Wolkowiski, dann Artur Knaub und derzeit Michelle Dötzer unterstützt, denen ich auf diesem Weg dafür danken möchte."

Redaktion: "Wie verlief die Junior-Coach Ausbildung?"

Kevin: "Ich wollte mich weiterbilden und früher oder später eine Trainerlizenz machen. Die Junior-Coach Ausbildung habe mit 15 Jahren unter der Leitung von Sebastian Baar, der aktuell in der Regionalligamannschaft des 1. FC Germania Egestorf/Langreder spielt, in Bad Sachsa gemacht. Es war eigentlich eine reine Vereinsveranstaltung, bei der ich neben 15 weiteren Jugendtrainern, die zwischen 14 und 18 Jahren waren, mitmachen durfte. Hierbei ging es um den Juniorenbereich. Bei der Schulung wurde uns der Umgang mit den Kindern vermittelt und mir erst richtig bewußt geworden, dass die Kinder zu mir aufschauen und mich als ihr Vorbild nehmen. Der Junior-Coach Lehrgang ging eine Woche der Osterferien. Wir haben neben den Theoriestunden auch viel Praxisarbeit für den E- und F-Juniorenbereich gemacht. Ich find's klasse, dass der NFV den kompletten Lehrgang bezahlt und somit junge Trainer fördert."

Redaktion: "Wo hast du deine C-Lizenz gemacht?"

Kevin: "Für die Juniorcoaches wurde auch ein extra Lehrgang in Barsinghausen angeboten, was schon eine andere Hausnummer war. Da die Junior-Coach Ausbildung der erste Teil der C-Lizenz ist, ging die C-Lizenz für mich nur zwei Wochen mit einer Abschlussprüfung, für die man lernen musste. Das war eine super Zeit. Alle hatten Lust dazu. Wir haben jeden Abend von 22 - 2 Uhr noch zusammengesessen und gelernt, da wir nicht wußten, was uns in der Prüfung erwarten würde. Wir mussten eine mündliche Prüfung bei einem Sportwissenschaftler ablegen und eine Lehreinheit als Lehrprobe ausarbeiten. Ich hatte das Thema Passen. Bei der Lehrprobe musste ich dann den Hauptteil vorstellen. Ich habe mit 97 von 100 möglichen Punkten das beste Ergebnis eingefahren. Da der Kurs nur für 14 - 18-Jährige war, konnte man auch recht schnell gute Kontakte aufbauen. Zu den meisten habe ich noch Kontakt."

Redaktion: "Wie sieht deine Trainingswoche aus und wie engagierst du dich noch im Verein?"

Kevin: "Aktuell trainiere ich die E-Jugendmannschaft mindestens zweimal die Woche und am Wochenende ist meist ein Spiel. Manchmal helfe ich auch beim Torwarttraining der F-Jugend aus. Ich habe aber auch schonmal übergangsweise für 3 Monate die G-Jugend trainiert oder zuletzt auch bei einem Turnier der Hallenkreismeisterschaft in der Regie geholfen. Neben dem Fußball bin noch in der Feuerwehr tätig und gehe ja auch in die 11. Klasse des Campe Gymnasium in Holzminden."

Redaktion: "Wie bist du Kreisauswahltrainer geworden? Was sind dort deine Aufgaben?"

Kevin: "Ich habe mich beim NFV offiziell um den Platz als Kreisauswahltrainer beworben und bin dann mit Markus Verwohlt ins Gespräch gekommen. Er hat mich eingeladen ein Probetraining mit der Kreisauswahl zu leiten, welches neben ihm auch vom weiteren Kreisauswahltrainer Fabian Cornelsen und Kreisvorsitzenden August Borchers beobachtet wurde. Ich konnte sie überzeugen, sodass ich seitdem zum Team der Kreisauswahltrainer dazugehöre. Alle zwei Wochen findet das Training in Holzminden statt, davor haben wir auch ab und zu in Kirchbrak trainiert. Neben der Trainingseinheiten, welche 2 Stunden und 15 Minuten dauern, habe ich mit Markus Verwohlt zusammen den Jahrgang 2009 für die nächste Kreisauswahl gesichtet und die aktuelle Kreisauswahl bei Turnieren gecoacht."

Kevin Walter mit der Kreisauswahl

Redaktion: "Wie bereitest du dich auf die Trainingseinheiten vor?"

Kevin: "Ich stelle mir vor jeder Trainingseinheit die Frage "Was möchte ich trainieren?" und lege somit ein Thema fest, an welchem ich in der ganzen Trainingseinheit festhalte. Die Vorbereitung auf die Trainingseinheit dauert meist eine Stunde, die man sich als Trainer auch nehmen sollte. Man sollte in den untersten Bereichen auch ab und zu die Koordination schulen." 

Redaktion: "Du hast vor Kurzem deinen Schiedsrichterschein gemacht. Wie kam es dazu?"

Kevin: "Ich habe den Schiedsrichterschein vorrangig gemacht, um die Voraussetzungen für die B-Lizenz zu erfüllen. Seit der Ausbildung reizt es mich auch, mich als Schiedsrichter bei Spielen zu probieren. Allerdings werde ich erstmal meine B-Lizenz machen, ehe ich dann im Sommer selbst zur Pfeife greifen werde. Ein Traum von mir ist es eines Tages in einem Gespann mit meiner älteren Schwester Marie Christin Walter aufzulaufen. Sie war schon in der 2. Frauen Bundesliga aktiv, aber hat zuletzt arbeitsbedingt aufgehört. Was sie erreicht hat, macht mich stolz. Vielleicht schaffen wir ja trotzdem mal, dass sie pfeift und ich als Linienrichter an der Seite stehe."

Redaktion: "Welche Voraussetzungen muss man für die B-Lizenz erfüllen?"

Kevin: "Für die B-Lizenz muss man mindestens 16 Jahre alt und einem Verein zugehörig sein, die C-Lizenz haben, einen sportlichen Test machen, ärztlich tauglich sein und einen Erste-Hilfe Schein haben, der nicht älter als zwei Jahre alt ist. Zudem muss man einen sportlichen Lebenslauf einreichen, in dem man vorlegt, welche Altersklassen man bereits trainiert hat. Die B-Lizenz dauert 3 Wochen und ist nicht gerade günstig. Da ich diese für mich mache, bezahle ich sie aus der eigenen Tasche, auch wenn sich der SV06 Holzminden mit Sicherheit an den Kosten beteiligt hätte."

Redaktion: "Welche Ziele als Trainer hast du?"

Kevin: "Ich möchte jede Woche das beste Training vermitteln und deswegen bilde ich mich auch fort. Bei der B-Lizenz sind die maximalen 15 Punkten mein Ziel, ich wäre allerdings auch mit zehn Punkt zufrieden, die ich benötige, um im nächsten Schritt die darauf aufbauende Elite Jugendlizenz machen zu können, die einen befügt eine Stützpunktmannschaft zu trainieren. Mein eigentliches Ziel war es mit 22 Jahren die B-Lizenz zu haben und eine Kreisauswahl zu trainieren, was ich dann wohl bereits mit 18 Jahren schaffen werde. Mein Traum lebt weiter: Ich möchte mein Hobby irgendwann zum Beruf machen. Wenn's mit dem Profibereich nicht klappt, wäre ich mit einer Oberliga- oder Landesligaherrenmannschaft schon zufrieden, was denk ich realistischer ist."

Redaktion: "Möchtest du noch weiterspielen oder nicht nur auf das Trainerwesen spezialisieren?"

Kevin: "Ich möchte auf jeden Fall neben meinen Trainertätigkeiten weiterspielen. So sammelt man auch als Spieler Erfahrungen, die man als Trainer an seine Spieler weitergeben kann. Fußballspielen macht mir einfach Spaß. Ich kann nicht ohne Fußball, auch wenn ich nicht der beste Spieler bin."

Redaktion: "Feuerwehr, Abitur, Fußball spielen und Kinder trainieren - wie schaffst du das?"

Kevin: "Das ist eine berechtigte Frage. Ich habe tolle Eltern, die mich viel unterstützen und ohne die ich nie soweit gekommen wäre. Meine Freunde haben für mein Engagement ihr vollstes Verständnis und unterstützen mich sogar bei Trainings, wenn ich mal jemanden brauche. Das Ehrenamt hat in meinem Leben einen hohen Stellwert, weshalb für mich auch Geld überhaupt keine Rolle spielt. Ich trainiere auch nicht, um am Ende Meister zu werden und in der Zeitung zu stehen, für mich spielt die Entwicklung der Spieler eine viel wichtigere Rolle, die man nicht immer in sportlichen Erfolgen messen muss."

Redaktion: "Wir danken dir für das sehr interessante Gespräch und freuen uns, dass es in unserer Region einen so engagierten jungen, lernwilligen Trainer gibt. Wir drücken dir für die B-Lizenz die Daumen und hoffen, dass du uns im Kreis noch ein wenig erhalten bleibst und du deine gesetzten Ziele irgendwann erreichst."

Kevin: "Danke."

Kevin Walter mit seiner E-Jugend

Fotos: mm und privat