Holzminden (mm). Schnell, trickreich und für die Verteidiger schwer berechenbar ist Holzmindens Kevin Wilms, der bereits seit dreieinhalb Jahren im Kreis Holzminden kickt. Jeweils ein Jahr belebte der aus Brenkhausen stammende, aber mittlerweile in Boffzen wohnende Offensivmann das Flügelspiel beim FC Stadtoldendorf und beim SV06 Holzminden in der Bezirksliga. Im Gespräch mit der Redaktion blickt der 27-jährige auf seine Jugendzeit, seine größten Erfolge und Niederlagen sowie die abgelaufene Hinrunde zurück.

Redaktion: "Kevin, danke, dass du dir für dieses Gespräch die Zeit nimmst. Lass uns doch mal auf deine Anfänge beim Fußball zurückblicken. Wo hast du in der Jugend gespielt, in welchen Spielklassen warst du unterwegs und was waren deine Highlights?"

Kevin: "Sehr gerne. Ich habe in der F Jugend des SV Höxter angefangen. Dort habe ich mit dem jetzigen Profi Koray Günter, der mittlerweile bei FC Genua in Italien unter Vertrag ist, zusammengespielt. In Höxter habe ich bis zur B Jugend, hauptsächlich unter Richard Soethe, gespielt. Wir haben in der Bezirksliga gespielt und sind als einzige deutsche Mannschaft zu einem Turnier in die Niederlande gereist. Auf die A-Juniorenzeit bei der SpVg Brakel blicke ich gerne zurück. Dort habe ich unter anderem mit Tobias Puhl zusammengespielt, der bis vor Kurzem noch beim SV Lippstadt gespielt hat. Das war die beste Mannschaft, in der ich jemals gespielt habe. Wir sind über das Kollektiv gekommen und sind dann auch mit 12 Punkten Vorsprung Bezirksligameister geworden und in die Landesliga aufgestiegen. Leider sind dann die besten Spieler aus Altersgründen aus der Mannschaft in den Herrenbereich rausgekommen. In der Winterpause habe ich das Kapitel Brakel dann beendet."

Redaktion: "Warst du schon immer in der Offensive zu Hause? Wo spielst du am liebsten?"

Kevin: "Ich wurde eigentlich schon immer offensiv, egal ob linkes Mittelfeld, rechtes Mittelfeld oder im Sturm, eingesetzt. Unter Michael Lotze habe ich auch mal als rechter Verteidiger gespielt. Wenn's personelle Probleme gibt, würde ich auch auf der Sechs spielen. Ich kann mich mit allem identifizieren. Am liebsten spiele ich über die Außen, da ich dort meine Schnelligkeit immer ganz gut ausspielen kann."

Redaktion: "Wo hast du deine ersten Herrenjahre verbracht? Welche Erfolge konntest du dort feiern?"

Kevin: "Ich bin als 18-jähriger zum SV Brenkhausen/Bosseborn gewechselt. Mein Trainer von Brakel Micky Wollitz wurde nach meinem Wechsel auch wenig später in Brenkhausen Trainer. Das hat mich sehr gefreut, da er der Trainer war, der mich am meisten weitergebracht hat. Er hat immer viel Wert auf Fitness und Technik gelegt. In meiner erfolgreichsten Saison sind wir aufgestiegen, haben vor einer sehr großen Kulisse das Kreispokalfinale gegen die SpVg Brakel in Fürstenau in der Nachspielzeit gewonnen und den Radio Hochstift Cup ebenfalls gewonnen. Im Finale des Radio Hochstift Cups habe ich die beiden Tore für das Team geschossen. Ansonsten waren wir eine Fahrstuhlmann, die mal im Bezirk und dann wieder in der Kreisliga A gespielt hat."

Redaktion: "Wie kam dein Wechsel nach Stadtoldendorf zu Stande? Wie fandest du das Jahr dort und mit welchen Spielern bist du noch im Kontakt?"

Kevin: "Schon bevor sie über die Relegation den Aufstieg in die Bezirksliga perfekt gemacht hatten, hat mein bester Kumpel Ramon Schreiner gefragt, ob ich nach Stadtoldendorf wechseln möchte. Ich wollte was Neues machen, sodass ich dann auch relativ schnell ein gutes Gespräch mit Ali Chaabu hatte und zugesagt habe. Ich wurde beim ersten Training auch gleich super aufgenommen und die Gemeinschaft hat mir sehr gefallen. Ich habe mit sehr vielen Spielern wie Patrik Kirschnick, Artur Kaufmann und Vitali Scheremet noch viel Kontakt. Ich habe viele Freundschaften schließen können."

Kevin Wilms behauptet den Ball

Redaktion: "Und dann kam dein Wechsel nach Holzminden. Was hat dich dazu bewogen?"

Kevin: "Neben Ramon und Ali war es einfach der Reiz im Holzmindener Stadion aufzulaufen. Ich kannte Malte Helms schon länger und habe auch relativ schnell Andre Bröhland kennengelernt, sodass wir uns auch schonmal über einen Wechsel unterhalten haben. Zudem waren die Fahrten zu den Spielen und zum Training für mich einfach nicht mehr machbar."

Redaktion: "Mit Holzminden hast du zunächst in der Kreisliga Holzminden gespielt. Wie fandest du die Spiele dort?"

Kevin: "Als Bezirksligaabsteiger haben natürlich alle erwartet, dass wir in jedem Spiel ein Feuerwerk abfackeln. Dies war allerdings nicht immer der Fall. Oftmals war es so, dass Mannschaften mit Mann und Maus verteidigt haben und wir gegen den tiefstehenden Gegner Lösungen finden mussten. Wenn dann nicht ein Zahnrädchen ins andere gegriffen hat, kam man gegen die Teams dann dementsprechend in Schwierigkeiten. Es war aber eine schöne Erfahrung im ersten Jahr Meister zu werden und in die Bezirksliga aufgestiegen zu sein."

Redaktion: "Bezirksliga ist auch das Stichwort, mit dem ich meine nächste Frage anfangen möchte. Warum hat's für euch in der Bezirksliga nicht gereicht?"

Kevin: "Wir haben gut angefangen, aber schwach aufgehört. Das lag daran, dass wir viele Verletzte hatten und durch die englischen Wochen und die vielen Studenten auch wenig trainieren konnten. In den letzten Spielen hat sich dann auch gezeigt, dass wir keine Freunde der anderen Mannschaften waren, sonst wären wir wohl in der Liga geblieben."

Redaktion: "Verletzungsbedingt musstest du beim ersten Relegationsspiel in Kleefeld passen. Wie sehr hast du auf das Entscheidungsspiel gegen Lenne gebrannt und warum musstet ihr deiner Meinung nach den Gang in die Kreisliga gehen?"

Kevin: "Ich habe mich sehr auf das Spiel gegen Lenne gefreut und wollte auch erst trotz der Verletzung gegen Kleefeld mitspielen. Es war schon ein extrem geiles Gefühl wieder vor so vielen Zuschauern auf dem Platz zu stehen. Zwischen Holzminden und Lenne ging es immer heiß her. Ich hatte bereits vor dem Spiel das Gefühl, dass einige Spiele das Spiel aufgrund des Heimvorteils auf die leichten Schulter genommen haben und ganz ehrlich, wenn ein eiskalter Stürmer wie Edward Urich auf dem Platz steht, dann muss man höllisch aufpassen. Wie er das Tor gemacht hat, das war schon extrem stark."

Redaktion: "Im Sommer folgte dann der Umbruch. Dein bester Kumpel Ramon Schreiner und Artwasd Zaturjan sind nach Höxter gegangen. Tobias Schulz und Mohammed Chaabu schnüren die Fußballschuhe wieder für den FC Stadtoldendorf, aber du bist in Holzminden geblieben. Warum bist du geblieben?"

Kevin: "Michael Lotze hat mich bereits in der Winterpause bei einem Hallenturnier in Bad Pyrmont gefragt, ob ich auch in der Saison 2018/2019 für den SV06 Holzminden spielen möchte. Ich habe ihm daraufhin meine Zusage für die nächste Spielzeit gegeben und diese Ali Chaabu in einem weiteren Gespräch bestätigt. Somit habe ich mir im Sommer auch keine Gedanken über einen Wechsel gemacht."

Kevin Wilms hat immer den Ball im Blick.

Redaktion: "Nun seid ihr wieder in der Kreisliga, jedoch hat sich euer Kader deutlich verjüngt. Wie zufrieden bist du mit der Hinrunde und wie hat die Integration der A-Jugendlichen funktioniert?"

Kevin: "Ich bin mit der Hinrunde relativ zufrieden. Wir haben im ersten Spiel gleich gegen den Meisterschaftsfavoriten Kirchbrak gewonnen und da auch guten Fußball gezeigt. Es gab aber auch zwei Spiele gegen Eschershausen, in denen wir verdient verloren haben. Vorm Rückspiel hatte ich gedacht, dass wir aus den Fehlern aus dem Hinspiel gelernt haben. Der Schritt die Mannschaft zu verjüngen war aber definitiv die richtige Entscheidung. Die Jungs bringen sich ein und zeigen, dass sie sich zerreißen wollen."

Redaktion: "Wie fandest du die Zeit unter Michael Lotze?"

Kevin: "Ich fand es sehr angenehm unter Michael gespielt zu haben. Michael ist ein offener und ehrlicher Mensch, der uns spielerisch noch etwas beigebracht hat."

Redaktion: "Seit ein paar Spielen ist Ufuk Barasan euer neuer Trainer. Kanntest du ihn schon vorher und wie ist dein erster Eindruck von ihm?"

Kevin: "Ich kenne ihn aus meiner Zeit bei Brenkhausen. Er war zu der Zeit Trainer bei Horn-Bad Meinberg, gegen die wir gespielt haben. Er setzt sehr viel Wert auf Disziplin und Fitness. Zudem möchte er, dass wir auf dem Platz mehr miteinander reden. Die ersten Trainingseinheiten waren gut und auch das neue Aufwärmprogramm vor den Spielen gefällt mir sehr gut. Man merkt, dass er höher gespielt hat und wird die Mannschaft sicherlich weiterbringen."

Redaktion: "Wenn du Wahl hättest, ob du in der Bezirks- oder in der Kreisliga spielen kannst: Was würdest du machen?"

Kevin: "Ich würde schon gerne wieder in der Bezirksliga spielen, da dort besserer Fußball gespielt wird. Das ist als Familienvater und Schichtarbeiter auch wegen den Fahrten nicht so einfach. Aktuell bin ich mit der Kreisliga zufrieden, da jede Woche eine andere Mannschaft für eine Überraschung sorgen kann und man nach Niederlagen höllisch aufpassen muss, nicht durchgereicht zu werden."

Redaktion: "Du hast in der Laufbahn bereits in Nordrhein-Westfalen und in Niedersachsen gespielt. Welche Unterschiede kannst du ausmachen?"

Kevin: "In NRW wird definitiv der bessere Fußball gespielt. Viele Situationen werden mit spielerischen Mittel gelöst, wo hier im Kreis oder im Bezirk ein langer Ball gespielt wird. Das hängt allerdings auch mit der fußballerischen Ausbildung zusammen, die dort besser ist. Zudem finde ich's in NRW besser, dass erst ab Landesliga mit Linienrichter gespielt wird. Die meist jungen Linienrichter probieren ihr Bestes und kriegen meinen vollsten Respekt, dass sie sich da jede Woche hinstellen, aber ich finde es auf Kreis-/Bezirksebene dann doch besser, wenn nur einer das Sagen auf dem Platz hat."

Redaktion: "Welche persönlichen und mannschaftlichen Ziele verfolgst du in der Rückrunde?"

Kevin: "Wir wollen besseren und konstanteren Fußball spielen und uns in den oberen Tabellenregionen festsetzen, was auch der Anspruch einer Mannschaft aus der Kreisstadt sein sollte. Der gesamte Verein muss da allerdings noch eine Schippe drauflegen. Für mich ist es wichtig, dass ich verletzungsfrei bleibe. Ich will weiter als Führungsspieler vorangehen."

Redaktion: "Zur Wintervorbereitung wird mit Bennett Schmitz ein weiterer Offensivspieler zu euch stoßen. Freust du dich auf ihn?"

Kevin: "Ich hatte bisher noch keine Möglichkeit ihn kennenzulernen. Ich habe von Mats Lüttmann aber schon viel über ihn gehört. Ich denke, dass er uns weiterbringen wird und freue mich auf ihn."

Redaktion: "Bis zur Wintervorbereitung dauert es allerdings noch ein wenig. Nun ist erstmal Hallenfußball angesagt. Wo spielst du in diesem Jahr mit?"

Kevin: "Wir nehmen in Hameln und in Uslar an Hallenturnieren teil. Ganz besonders freue ich mich auf Uslar, da ich dort im letzten Jahr "Spieler des Turniers" geworden bin. Ich denke ausschlaggebend dafür war, dass ich beim 4:0-Sieg gegen die SG Rehbachtal zwei Tore geschossen habe. Wir haben dort im Finale gegen Stadtoldendorf verloren und wollen dort auch dieses Jahr ein gutes Turnier spielen."

Redaktion: "Was möchtest du in deinen nächsten Jahren als Fußballer noch erreichen? Bleibst du dem Fußball nach deiner Spielerzeit erhalten?"

Kevin: "Ich möchte weiter guten Fußball spielen und den Mannschaften, für die ich spielen werde, helfen. Das wichtigste ist allerdings, dass ich mir keine schweren Verletzungen zuziehe. Ich kann gar nicht ohne Fußball, sodass ich mir auch vorstellen kann, irgendwann als Jugendtrainer zu arbeiten."

Redaktion: "Wenn du einen Wunsch frei hättest: Mit wem möchtest du nochmal an deiner Seite auflaufen?"

Kevin: "Ich denke immernoch gerne an die Zeit in Brakel zurück, sodass meine Wahl auf Tobias Puhl fallen würde. Er ist als Stürmer einfach eine Granate."

Fotos: mm